© Diana Ventura 2025 | Viena Latina

Auch dieses zweite Treffen, das im November 2024 stattfand, begann damit, dass wir an unsere bisherigen Gespräche anknüpften. Wir begrüßten einander, woben mit einer Schnur ein Netz aus unseren kulturellen und migrationsbezogenen Geschichten und teilten jeweils ein Wort als Ausdruck dessen, das wir aus unserer Kultur in Wien bewahren wollen. Dieses symbolische Netz, das wir gemeinsam im Raum formten, half uns dabei, wieder in Verbindung zu treten – mit dem Kollektiv und mit den Erinnerungen, die jede*r Einzelne mitgebracht hatte.

Anschließend konzentrierten wir uns darauf, unsere eigenen Regeln für das Zusammenleben in der Gruppe aufzustellen. Jede Person schrieb auf, was sie für das Wohlbefinden der Gruppe als wesentlich empfand. Diese Regeln kamen nicht von außen, sie wurden gemeinsam erarbeitet und bildeten einen ethischen und emotionalen Rahmen für den weiteren Verlauf der Photovoice-Workshops.

Eine der zentralen Aktivitäten des Tages war die gemeinsame Erstellung eines visuellen Wörterbuchs. Ausgehend von der Analyse mehrerer Fotografien notierte jede*r Teilnehmende Schlüsselwörter, die das, was gesehen oder gefühlt wurde, beschreiben sollten. Diese Wörter wurden zu einem gemeinsamen Werkzeug für die spätere Interpretation: Sie zeigten, wie Bilder sowohl individuelle als auch universelle Assoziationen hervorrufen können.

Am Nachmittag teilten wir uns in kleine Gruppen auf und arbeiteten jeweils mit demselben Foto. Obwohl wir alle das gleiche Bild betrachteten, fielen die Interpretationen sehr unterschiedlich aus. Diese Übung machte deutlich, wie persönliche Erfahrungen, Geschichte und Kontext unsere Sichtweise auf ein Bild prägen. In der Fotografie gibt es keine einzige Wahrheit – es gibt viele.